Alpenüberquerung 2014

Alpenüberquerung 2014: Fotos 

Alpenüberquerung hochalpin die Königsdisziplin!

 

In 19 Tagen 500 km Reitkilometer und 8500 Höhenmeter über 8 Alpenpässe vom Tegernsee zum Gardasee mit der VFD Bayern und der VFS Südtirol. Unter guten Voraussetzungen mit der Schirmherrschaft der VFD Bayern und der persönlichen Verabschiedung des Landesvorsitzenden Dr. Dietmar Köstler und Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider startet am 26. Juli 2014 die VFD Wanderrittführerin Andrea von Kienlin mit ihrem Criollo Pedro und einer siebenköpfigen Reitergruppe zu ihrer dritten Alpenüberquerung.   Ein Erlebnisbericht von Andrea von Kienlin:

 

Ein Jahr Vorbereitungszeit

Die Anforderungen für einen hochalpinen Wanderritt sind sehr hoch. Pferde und Reiter müssen kerngesund, absolut trittsicher, schwindelfrei,physisch und psychisch stark belastbar sein. Außerdem muss die Ausrüstung für Pferde und Reiter einwandfrei passen. Für die Teilnehmer sind regelmäßigeTrainingsritte in bergigen oder alpinen Gelände unabdingbar um sich und ihre Pferde auf die Tour vorzubereiten.

 

Das perfekte Team

Mit all diesen Voraussetzungen treffen alle Teilnehmer mit ihren Pferden in Kreuth ein. Mit dabei sind Jürgen Hartmann aus dem Erzgebirge mitseinem Pinto Navaju, Corina Weinholzner mit ihrem Irish Tinker Alec, ManuelaHefele mit Haflinger Vicky, Karin Nussbaum mit Andalusier Nabuco, Pia Heußner mitihrem Traber Sarakas, als mitreitende Ärztin verantwortlich für eventuelleVerletzungen an Mensch und Pferd und VFD Geländerittführer Hans Heindl mitTraber Artimis, ist zuständig für die Sicherheit am Ende der Gruppe und denHufbeschlag der Mittreiter. Patricia Rickmeyer und Arabella Mansky teilen sichdie Reitstrecke mit meinem Leihpferd, dem zuverlässigen und alpenerfahrenen CriolloRodado. Als Troßfahrer begleitet uns mein Mann Andreas mit einem allradangetriebenenLandcruiser und einem bis unters Dach beladenen Pferdeanhänger mit gut 800 kgKraftfutter, Weidezaunmaterial, Koffer, Kisten und Gepäck für Pferde undReiter.

 

Auf deraltbekannten Route von Kreuth nach Meran

Sieben Reittage mit einem Pausentag liegen vor uns, die ich auf meiner alt bekannten und bewährten Reitroutevon Kreuth nach Meran führe. Die Etappen haben es in sich mit täglich bis zu 40Kilometern, kein Problem für hervorragend gut trainierte Pferde. Durch dasMangfallgebirge nach Österreich, über die Brandenberger Alpen ins Inntal maleben in zwei Tagen. Möglichst unauffällig auf leisen Sohlen passieren wir dasmit Reitverbotsschildern zugepflasterte Zillertal. Wo man hinsieht gibt es dortPferde und wir wundern uns wo die wohl reiten? Wir haben Glück und kommenunbemerkt durch. Ein letzter Blick auf die Tuxer Alpenkette bevor wir in derSchlucht des Zemmtals verschwinden. Mit stetig ansteigenden Höhenmetern  nähern wir uns dem ersten hochalpinen Pass,dem Pfitscherjoch auf 2275 m. Inzwischen haben sich die Pferde an dieungewohnte Höhe gewöhnt.

 

Glühwein imAugust

Leider meint es das Wetter im Sommer 2014 nicht so gut mituns Wanderreitern. In den Alpen ist es kalt und es vergeht kein Tag ohne Regen.Nach einem anstrengenden Tag bei Regen Paddocks aufbauen und Pferde versorgen,bis man selbst zum Zuge kommt ist später Abend. Morgens bei Regen das gleichenur umgekehrt, das zehrt an den Nerven und trübt die Stimmung in der Gruppe dochmit Glühwein und Jagertee ist es zu ertragen. Auch in Südtirol sind die Wetterprognosennicht besser aber ab und zu lässt sich die Sonne blicken, schiebt die Wolkenbeiseite und gibt den Blick auf ein gigantisches Alpenpanorama frei. Nach fünfTagen erreichen wir den Kalcherhof am Jaufenpass und freuen uns auf den erstenPausentag mit Wellnessprogramm für Reiter und Pferde.

 

Härtetest für Sattel und Co

Bereits nach sechs Reittagen unter extremsten Bedingungenzeigen sich die ersten Schwachstellen bei der Ausrüstung. Sattelgurte undVorderzeuge müssen zusätzlich gepolstert werden. Selbst ein längst vergessenerSatteldruck macht trotz neuer Aufarbeitung des Sattels Probleme. Die Eisenhalten bei allen Pferden erstaunlich gut auch der Beschlag mit Duplo bestehtden Härtetest.

 

VFD trifft VFS

Nach sieben anspruchsvollen und erlebnisreichen Tagenerreichen wir Meran. Hier sind wir mit VFS Rittführer Ernst Egger, demPräsidenten der Vereinigung derFreizeitreiter- und Fahrer Südtirols verabredet. In den kommenden fünfTagen wird er uns durch seine Heimat dem Ultental und weiter über eine neuehochalpine Route über die Brenta Dolomiten bis nach Andalo führen. Auf traumhaftschönen Insiderwegen reiten wir durch das Ultental vorbei an einsamen Höfen undidyllischen kleinen Dörfern. Zu unserer Überraschung werden wir in Kuppelwiesvon der Bürgermeisterin der Gemeinde Ulten, Frau Dr. Beatrix Mairhofer und dem Chef des Fremdenverkehrs inEmpfang genommen. Sie freuen sich sehr, dass der Reittourismus Dank dervorbildlichen Zusammenarbeit mit Ernst Egger und dem Reitverein Kuppelwiesjetzt auch Reiter aus Deutschland anlockt.

 

Quer über die Brenta Dolomiten

Unsere Pferde haben sich inzwischen zu wahren Klettermeisternentwickelt, drei Alpenpässe von 2000 bis 2500 Höhenmetern haben sie souverängemeistert und so manches Hindernis mit Mut überwunden. Doch das großeAbenteuer erwartet uns in der Heimat der Bären, dem Naturpark Adamello Brenta. VonMadonna di Campiglio aus führt die Strecke stetig bergauf direkt in das Skigebietder Brenta Dolomiten. Majestätisch wirken sie wie eine auf den Kopf gestellteTropfsteinhöhle. Die Luft ist dünn, langsam und stetig bewegen sich unsereReittiere bergauf, wir gönnen ihnen viele Pausen. Fast unwirklich, wie in einerMondlandschaft stehen unsere Pferde in ihren Paddocks auf 2250 Metern. UnserTroßfahrer Andreas hat  eine wahreMeisterleistung vollbracht. Mit einer Sonderfahrgenehmigung transportiert er unserGepäck samt Anhänger über steile Schotterwege hinauf zum Rifugio Graffer,unserem Nachtquartier am Fuße des Passo del Groste.

 

Grenzerfahrungen

Bei allerbesten Alpenwetter mit Sonnenschein erklimmen wir denPasso del Groste und werden auf 2442 Höhenmetern mit einer gigantischenFernsicht belohnt. Ungläubig werden wir von Murmeltieren beäugt undausgepfiffen. Unser heutiges Ziel ist Andalo und bis dahin haben wir einenAbstieg von 1500 Höhenmetern zu bewältigen. Wir befinden uns in einemFelsenmeer durchsetzt mit Grasflächen und tiefen Abgründen. An den weiß rotmarkierten Wanderwegzeichen auf den Steinen kann man erahnen wo der Weg entlangführt. Unser Rittführer Ernst nimmt es gelassen, lasst die Pferde laufen undbehindert sie nicht, erklärt er uns. Wir bevorzugen es jedoch abzusitzen undführen die Pferde durch ein sehr anspruchsvolles Geläuf über Geröll und Felsstufendurch Schneefelder stets bergab in unendlichen Serpentinen. Meine Knieschmerzen vom stundenlangen bergab gehen. Ernst macht viele Pausen für unserefleißigen Pferde die sich sofort über die feinen Alpenkräuter hermachen. Auchfür einige Reiter, die zum Teil vor Anstrengung an ihre Grenzen geraten, sinddie Verschnaufpausen wichtig. Ernst gelingt es jedoch immer uns durch seineinteressanten Geschichten über die Berge aufzuheitern. Auf einerbewirtschafteten Almhütte mit guter italienischer Küche und Rotwein werden wirfür die Anstrengung belohnt und unsere Rösser bekommen eine ausgiebige Pause. Nachzahlreichen weiteren Stunden bergab gehen erreichen wir Andalo. Für Ernst endethier seine erfolgreiche Mission, er hat uns sicher und wohlbehalten über dieBrenta Dolomiten gebracht. Für uns alle war es ein einmaliges Erlebnis mitGrenzerfahrungen.

 

Gardasee in Sicht

In den kommenden zwei Tagen übernehme ich wieder die Führung mitmeinem zuverlässigen Criollo Pedro. Nach 14 Reittagen erblicken wir zum erstenMal den Gardasee. Großer Stolz auf unsere Pferde erfüllt unsere Herzen nachdieser grandiosen Leistung. In Arco sind unsere Pferde im Reitstall von Bruno,einem guten Freund, bestens untergebracht.

In den nächsten beiden Tagen werden wir von ortskundigenRittführern durch den Naturpark Alto Garda Bresciano begleitet. Von hintenabgesichert durch ein Begleitfahrzeug, führt uns Bruno mit seinem Pferd zunächstvorbei an Riva durch einen drei Kilometer langen Autotunnel. Auf der Westseitedes Gardasees gelangen wir auf die „Strada di Ponale“ einem traumhaft schönenHöhenweg mit gigantischen Ausblicken. Über kleine Trampelpfade in schwindelndenHöhen führt uns Bruno über den Passo Nota. Ein historischer Militärweg führt weiterdurch zahlreiche Felsentunnel direkt nach Tremosine. Am Abend verabschiedetsich Bruno wieder von uns, er war ein lustiger Reitkamerad.

 

Nervenstärke gefragt

Am letzten Reittag sind schwere Unwetter mit Starkregen angekündigt.Rittführer Giovanni überlegt sehr genau welche Strecke er mit uns bis nachToscolano Maderno reiten kann. Alle Insiderwege sind bei Regen zu gefährlich. AusSicherheitsgründen bevorzugt Giovanni auf der nicht stark befahrenen Straße zugehen. Nach drei Stunden im Dauerregen auf der Asphaltstraße beschließt unserRittführer eine Abkürzung zu gehen. Sie führt durch einen Wald in dem es wohleinen nicht sichtbaren Weg gibt. Es geht steil hinunter durch einen halbenMeter tiefen Schlamm. Laufen ist hier für die Pferde nicht mehr möglich und sorutschen sie alle samt wie auf einem Snowboard den Berg hinunter. Mein Respektan die Pferde vor dieser Leistung. Am Ende der Abkürzung waren nur zweiHufeisen ab und wir kommen 1,5 Stunden früher im trockenen Wirtshaus an. ZumGlück gibt es auch für unsere Pferde einen trockenen Stall mit Heu. AmNachmittag lichten sich die Wolken und Giovanni bringt uns doch noch heil anunser Ziel, die Scuderia Castello am Gardasee.

Fazit: Eine großartige Leistung für Pferde und Menschen in 19 Tagen über die Alpen. Ein starkes Team ging durch dick und dünn, mit Freud und Leid, erschöpft und belastbar bis an die Grenzen. Die wahren Helden sind unserePferde, sie geben alles was in ihrer Macht steht nur für uns.

 

 

 
 
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